VW-Skandal: Strauchelnder Riese vor Gericht

Der Dieselskandal zieht immer weitere Bahnen, da inzwischen auch Namen wie Mercedes-Benz, BMW und Opel ins Visier geraten sind. Dennoch gebührt die Hauptrolle zur Zeit dem VW-Konzern, dem entscheidende Monate bevorstehen.

Gleich mehrere Sammelklagen auf dem Weg

Volkswagen durchlebt turbulente Jahre. Nachdem die Lawine namens „Dieselgate“ im Jahr 2015 ins Rollen kam, kann auch jetzt, beinahe vier Jahre später, noch lange nicht von einem abgeschlossenen Kapitel die Rede sein. Denn erst zuletzt, Mitte April 2019, rückte das Thema erneut in den Mittelpunkt: Grund dafür ist der nun beginnende Prozess gegen den Ex-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Diesem drohen bis zu zehn Jahre Haft und alleine dieses Strafma߬ veranschaulicht die Dimension des VW-Dilemmas.

Denn die Akte Winterkorn ist zwar eine sehr prominente, aber längst nicht die einzige. Aktuell sammeln sich tausende Betroffene mit dem Ziel der Musterfeststellungsklage Abgasskandal; die entstandenen Schäden für Autohalter der Marken VW, Seat, Skoda und Audi sollen auf diesem Weg kompensiert werden.

Die Aussichten in diesem Prozess sind bislang noch nicht absehbar. Aktuell findet die Vorbereitungsphase statt, da das neue Gesetz über Musterfeststellungsklagen am 1. November in Kraft tritt, zwei Wochen später ist dann die Anmeldung möglich. Federführend dabei sind der ADAC und die Verbraucherzentrale. Doch gerade wegen der unklaren Prognose wird nicht eindeutig empfohlen, ohne Rechtsschutzversicherung teilzunehmen. Als Alternative bietet sich daher die myRight-Sammelklage an: Diese verfolgt dasselbe Ziel, allerdings tragen die Teilnehmer kein Prozessrisiko, da die Plattform ausschließlich auf Provisionsbasis arbeitet. Zudem verspricht myRight eine direkte Auszahlung nach Prozessende, einen erfolgreichen Ausgang vorausgesetzt.

Wie handelt VW in der Zwischenzeit?

Da der Skandal VW nicht nur finanziell, sondern auch in Sachen Reputation schwer getroffen hat, werden parallel nun Maßnahmen zur Besserung eingeläutet. So wurde vor wenigen Wochen durchaus medienwirksam verkündet, die Elektromobilität in den kommenden zehn Jahren noch stärker vorantreiben zu wollen. Bis 2050 soll die vollständige Dekarbonisierung abgeschlossen sein, um den CO2-Ausstoß um 30 Prozent zu senken. Innovationen wie Feststoffbatterien sollen dabei die Grundlage bilden.

So löblich diese Pläne klingen: Die Gemüter werden sie in absehbarer Zeit nicht beruhigen. Viel wird davon abhängen, welche Resultate die Klagewelle der kommenden Monate und Jahre hervorbringt. Bleiben Verbraucher auf ihren Schäden sitzen, werden selbst die ambitioniertesten Zukunftsvisionen kaum Wirkung zeigen. Schließlich geht es nicht zuletzt um Glaubwürdigkeit: Der Dieselskandal steht symbolisch für das exakte Gegenteil aller grünen, ökologisch nachhaltigen Ideen, die nun als Teil der Corporate Identity verkauft werden sollen. Ein Entgegenkommen der Weltmarke könnte als Schritt zur Einsicht verstanden, doch ob es dazu kommt, bleibt vorerst fraglich.

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